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20190117 Hamburg HAW Foto HassoDie Erfahrungen von Studierenden beim Treffen mit SelbstvertreterInnen wohnungsloser Menschen

Im Rahmen unseres Seminars Geographien der Obdach- und Wohnungslosigkeit trafen wir uns an einem Donnerstagnachmittag Mitte Januar mit Hanne-Lore, Hasso, Uwe, Werner, Dirk und Marcus der Selbstvertretung wohnungsloser Menschen.

Obwohl interessiert und motiviert waren einige von uns im Gespräch zunächst zurückhaltend, da wir nicht sicher waren, welche Themen und Probleme angesprochen werden können, ohne zu persönlich zu werden. Durch die Offenheit und Gelassenheit der sechs VertreterInnen wurde die Stimmung immer entspannter und ein gegenseitiger Austausch entwickelte sich. Somit war es uns möglich, Einblicke in die Hürden des Alltags der Obdachlosigkeit zu gewinnen sowie bestimmte bürokratische Strukturen aus einer kritischeren Perspektive zu betrachten. Dies wurde durch die Gespräche über den Mangel an SozialarbeiterInnen und die Diskriminierung sowie die damit einhergehenden Herausforderungen bei der Wohnungssuche deutlich.

Besonders hervorgehoben wurde das Thema der gesellschaftlichen Kälte und die Ausgrenzung, die Obdach- und Wohnungslose im Alltag erfahren. Diese alltäglichen Hürden wurden uns bewusst, als Uwes Hund Arko ab der Mitte des Seminars aufgrund bürokratischer Regelungen nicht mehr ins Gebäude gelassen wurde. Um das Gespräch weiterzuführen, kamen wir kurzer Hand zu der gemeinschaftlichen Entscheidung, das Seminar nach draußen zu verlegen. Trotz eines weiterhin guten Gesprächsverlaufs wurde mit der Zeit die Problematik der winterlichen Kälte spürbar.

20190117 Hamburg HAW Foto HassoInsgesamt haben alle Seiten ein positives Feedback geäußert und besonders wir Studierende wurden durch das Treffen zum Nachdenken angeregt. Für uns war es sehr hilfreich über diesen Kontakt, Informationen aus erster Hand von Betroffenen zu erhalten, mit denen wir uns das ganze Semester hauptsächlich theoretisch beschäftigt haben. Das hat uns vor Augen geführt, wie wichtig die Selbstvertretung ist, um eine Obdach- und Wohnungslosen-Lobby zu schaffen, damit in Zukunft mehr mit und weniger über Obdachlose gesprochen wird.

Mit herzlichem Dank an die Selbstvertretung,

Katharina, Stephanie und Clara


Was Solidarität heißt ....

20190117 Hamburg HAW Foto HassoAngereist sind Hasso aus Hannover, Marcus aus Hannover, Werner aus Berlin, Dirk aus Freistatt, Uwe mit Hund Arco aus Lüneburg und meine Wenigkeit. Wir sind erst mal sehr freundlich empfangen worden mit einem kleinen Kennenlern-Plausch bei einem sehr guten Essen. Von der Pizzaria gegenüber der Uni sind wir dann in den Seminarraum gegangen, in dem sich pünktlich die SeminarteilnehmerInnen von Katharinas Seminar einfanden, und wir mit einer Vorstellungsrunde angefangen haben.

Hasso hat in einem kurzen Video die Entstehung unseres Projektes Selbstvertretung wohnungsloser Menschen vorgestellt, und wir die Betroffenen und ehemals Betroffenen haben auf Wunsch unsere Lebensabschnitte erzählt und welche Wünsche und Forderungen wir an den Staat an unsere Mitmenschen und an uns selbst haben.
 
Unterbrochen wurden wir vom Uni-Pförtner, der darauf hinwies, dass der Zugang für Arco verboten ist und der  Hund die Veranstaltung verlassen müsste, da er doch sehr groß sei und die Kinder schon nach dem Hund schauten. Obwohl in der Uni mehrere kleine Kläffer rumliefen, während Arco ganz souverän diese Klientel ignorierte.

Die Diskussion ging dann im Freien vor der Uni weiter im kalten Regen. Es war sofort klar, dass dies geschieht und wir waren sehr beeindruckt, vor allem auch deshalb, weil aktiv vorgemacht wurde was Solidarität heißt.
 
Das Resümee war dann auch, dass dies sicher nicht das einzigste Treffen sein wird. Uwe hat die jungen Leute eingeladen, mal mit ihm durch die Lande zu ziehen um mal zu sehen, was da auf diesem Gebiet  so los ist und bei dem ein oder anderen flammte da schon Abenteuerlust in den Augen auf, besonders bei jenen Studenten, die auch Soziales studieren. Auf Nachfragen der jungen Frauen, konnte ich ihnen dann auch ein bisschen was über die Aktivitäten der Frauen und ihren Forderungen  berichten.

Ich kann nicht sagen, was wir hinterlassen haben, aber Spuren ganz sicher und auch Denkanstöße und andere Blickwinkel auf beiden Seiten, was mit einer herzlichen Umarmung zum Abschied bestätigt wurde und dem Wunsch nach weiterem Kontakt.

Ergebnis und noch gar nicht erwähnt: Draußen im Freien hatten sich noch unbemerkt einige Studenten und Besucher dazugesellt  und die Diskussion verfolgt hat, was mir Katharina in einem Telefonat mitgeteilt hat und dass ihre Gruppe sich auch noch mal schriftlich über dieses Treffen äußern will.
 
In Liebe

Hanne-Lore (Lüneburg)
 
Die Summe unseres Lebens ... sind die Momente in denen wir liebten.

Fotos: Hasso (Hannover)