Quelle: WikiCommonsAm 15.10.2019 gab es in Brüssel ein Treffen zum Thema Digital Inclusion & Homelessness (Digitale Teilhabe und Wohnungslosigkeit). Unsere Freundin Gaby aus Düsseldorf war mit Unterstützung von Michaela Hofmann von der Caritas in Köln da und bringt folgenden Bericht mit:

Das Treffen in Brüssel war trotz der Kürze von 10-14 Uhr richtig interessant. Verglichen mit dem, was ich aus Düsseldorf kenne, wo außer von fifty-fifty nicht viel passiert, ist vor allem Frankreich ziemlich aktiv.

Was mir sehr gut gefallen hat, ist u.a. die App reconnect, mittels der man alle seine Dokumente mit sich führen kann und diese auch anerkannt werden, falls das Original gestohlen oder einfach nur verbummelt wurde.
Diese App ist somit auch für Otto Normalverbraucher tauglich, auch für ältere Menschen, wenn sie denn ein Handy mit sich führen.
Ohne Papiere ist man völlig aufgeschmissen, bekommt weder bei der Bank Geld noch ist ein Behindertenausweis bzw. Fahrticket alleine gültig.

Eine weitere App aus Paris, entwickelt von mehreren jungen Leuten, die auch tatkräftig finanzielle Unterstützung dafür einwerben konnten, ist die App Entourage, mittels der Obdachlose in ihrer Umgebung alles suchen und finden können, was man braucht: Tafeln oder günstiges Essen, Waschsalons, Duschmöglichkeiten, Schlafstellen, ...

Ich fände es super, solch eine App flächendeckend in Europa zu erweitern.

In Frankreich besitzen übrigens laut einer Studie 71% der Obdachlosen ein Smartphone. Offensichtlich ist dort auch die Abdeckung mit freiem WLAN wesentlich höher als bei uns.

Die Spanier haben eine Art Meldedienst entwickelt, über den Menschen Obdachlose, die irgendwo auf der Straße schlafen, gemeldet werden und die dann von einer Art Hilfsbus aufgesucht und ggf. in eine Unterkunft vermittelt werden.

Ich bin allerdings davon überzeugt, dass sich in unseren Großstädten eher jemand eine App wie „Wegeheld“, mit der Falschparker angezeigt werden können, herunterlädt, und sich kaum jemand dafür interessiert, ob jemand auf der Straße liegt und friert.

Aus England hat ein Professor, der aber selbst keinen Bezug zu Obdachlosigkeit hat, aufgrund der fortgeschrittenen Zeit nur ganz kurz über britische Statistiken berichtet.

Von Deutschland waren keine weiteren Teilnehmer anwesend. Schade, ich halte eine Vernetzung für sehr sinnvoll.

Am darauffolgenden Mittwoch hatten wir in Köln bei der Caritas einen Arbeitskreis mit Michaela Hofmann, wo wir einen großen Aktionstag am 2.7.2020 vorbereiten, zu dem u.a. Minister Laumann und 2 Professoren des LVR und der Uni Düsseldorf über die Zusammenhänge zwischen Arbeitslosigkeit, Obdachlosigkeit und schlechter Gesundheit bzw. Krankheit herausgestellt werden sollen sowie der Teufelskreis, der verhindert, dass diese Menschen jemals wieder aus der Spirale herauskommen.

Bei uns in Düsseldorf findet jedes Jahr ein Klavierkonzert von Thomas Beckmann statt, dessen Erlös an die Obdachlosenhilfe geht. Was ich nicht verstehe ist, warum Universitätsprofessoren, die doch eigentlich genug Geld haben, um sich ein Ticket zu leisten, Gratiskarten bekommen.

Ich wünsche euch allen einen interessanten Austausch und viele neue Impulse.

Herzliche Grüße

Gaby

Foto: https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Graffiti_al_carrer_de_la_Creu_Nova_de_Val%C3%A8ncia.JPG:Graffiti_al_carrer_de_la_Creu_Nova_de_Val%C3%A8ncia.JPG

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