Zwischenbericht: Projekt zur Förderung von Teilhabe und Selbstorganisation wohnungsloser Menschen in Niedersachsen (Empowerment, Community Organizing, Sommercamps, Verstetigung)

1. Kurzbeschreibung des Projektes

1.1. Zielgruppe

Wohnungslose und ehemals wohnungslose Menschen in Niedersachsen und darüber hinaus.

1.2. Ziele, Schwerpunkte, Methoden

Förderung von Teilhabe und Selbstorganisation wohnungsloser Menschen in Niedersachsen und darüber hinaus (Empowerment, Community Organizing, Sommercamps, Verstetigung)

2. Stand der Durchführung des Projektes

2.1. Wie sahen die ursprünglichen Planungen für das Projekt für das vergangene Jahr aus?

Ziele und Schwerpunkte 2017
Weiterarbeit mit den Teilnehmenden aus dem Vorjahr; verschiedene Aktivitäten zur Gruppenbildung, Öffentlichkeitsarbeit und Einbezug der Teilnehmenden in das Gesamtprojekt;
Vorbereitung, Durchführung und Nachbereitung eines zweiten Wohnungslosentreffens  2017 mit dem Ziel der Konkretisierung; und damit verbunden Mobilisierung und Aktivierung von wohnungslosen und ehemals wohnungslosen mit dem Ziel, Aktivitäten und Gruppenbildung voranzutreiben mit Blick auf Teilhabe und Selbstorganisation
Unterstützung von einzelnen Gruppen und Aktivitäten

2.2. Welche Ziele konnten erreicht werden? Welche Umsetzungsschritte sind im Hinblick auf die Zielsetzung erfolgt (Soll-/Ist-Vergleich)?

Die Ziele konnten wie geplant umgesetzt werden. Dabei sind vor allem zwei Punkte auffällig

Konkretisierung: Die Gruppe der Teilnehmenden formuliert im Herbst 2017 das Vorhaben, eine Selbstvertretung Vereinter Wohnungsloser aufbauen zu wollen, entscheidet sich für ein Logo und formuliert dazu ein Leitbild. Dieses Zwischenergebnis überbietet den Zielhorizont des ergebnisoffenen Projekts deutlich und ist ein klarer inhaltlicher Erfolg.

Gruppenbildung: Positive Beispiele sind: Frauengruppe (17 TN), Gruppe Hamburg/ Menschenrechte (5 TN), Theatergruppe (7 TN), Regionalgruppe Berlin (8 TN), Gruppe Frankfurt (5 TN). Dennoch verläuft der Prozess der Gruppenbildung, der ja die Basis einer solchen Selbstvertretung darstellen müsste, langsamer und schleppender als erwartet: Erkennbar ist hier ein deutlicher Unterstützungsbedarf und auch Qualifizierungsbedarf der Teilnehmenden in Hinblick auf das Thema Gruppenarbeit.

2.3. Gibt es gravierende Veränderungen im Rahmen der Projektdurchführung gegenüber derursprünglichen Antragstellung? Bitte Ursachen benennen und darstellen?

Die oben dargestellten Abweichungen (Ziel der Teilnehmenden: Aufbau einer Selbstvertretung Wohnungs-loser //  Unterstützungs- und Qualifizierungsbedarf bei der Gruppenbildung)) stellen keine gravierenden Veränderungen dar, sondern bewegen sich im Rahmen des Erwartbaren. Für den Qualifizierungsbedarf in Sachen Gruppenarbeit werden Schulungsangebote vorbereitet.

3. Positive wie negative Erfahrungen und Ergebnisse (Zahlen, Daten, Fakten),

Siehe Punkte 6-10 der Anlage Handout zum Stand des Projekts mit Datum vom 12.11.2017:

  • Start: Wohnungslosentreffen 2016: Motivation für WLT 2017 “Idee ist verstanden worden“
  • Schwerpunkt 2017: Wohnungslosentreffen mit 120 Teilnehmenden. Probleme / Herausforderungen bestanden in der Integration neuer Teilnehmender, im Konflikt zwischen Einflussnahmen und Eigenständigkeit - Nur die „Betroffenen?“, Machtkämpfe unter den Teilnehmenden, schwierige Teilnehmende, Programmplanung / Offenheit (Fotografieren und Filmen auf dem Wohnungslosentreffen), verbesserungsbedürftige Öffentlichkeitsarbeit, regnerisches Wetter. Steuerbare Probleme konnten weitgehend gelöst werden durch die Einberufung einer Krisensitzung mit einer Kerngruppe der Teilnehmenden (25 Personen) und einem Plenum am nächsten Tag, es gelang die Fokussierung auf das gemeinsame Ziel, voranzukommen bei dem Vorhaben einer Selbstvertretung Wohnungsloser.
  • Erfahrungen mit Arbeitsformen: Wir arbeiten und sprechen im Kreis (Plenum), jede*r hat seinen Platz, findet seine Aufgabe, kommt zu Wort, darf ausreden, alle sind gleichberechtigt. Wir versuchen, die jeweils beste Lösung zu finden (und vermeiden Wahlen und Abstimmungen), wir erarbeiten am Ende gemeinsam ein Ergebnisprotokoll, wir halten Unterschiede aus, wir achten aufeinander (siehe Goldene Regeln)
  • Erfahrungen mit Strukturen: Koordinierungstreffen Frühjahr & Herbst, Wohnungslosentreffen als Vollversammlung  im Sommer /noch offene Fragen
  • Regionale & thematische Gruppen: z.B. Mutterschiff (Menschenrechte), Frauengruppe, Lokalgruppe Berlin, ANW, Vereins ANW e.V., BBI e.V., HOPE (EU)
  • und immer wieder: Aktionen, Projekte, Tagungsbeteiligungen, Qualifikationen, Besuchsreise, Workshops .....

4. Kooperationsmethoden und bisherige Kooperationserfahrungen zwischen Antragsteller und anderen Organisationen (sofern zutreffend)

Siehe Punkt 5.

5. Öffentlichkeitsarbeit: Welche Aktivitäten gab es bisher mit welcher Resonanz?

Aktivitäten der Öffentlichkeitsarbeit erfolgen häufig in Form von Kooperationen, z.B. als Beteiligung auf Tagungen oder in Form von Terminen mit Kooperationspartnern, deswegen werden die Punkte hier zusammen behandelt. Die nachstehende Auflistung gibt eine Auswahl von Aktivitäten und deren Resonanz wieder:

  • Sonnabend, 28.01.2017, 13:00 - 17:00 Uhr, Frankfurt am Main: Caritas-Tagesstätte Frankfurt, Bärenstraße 1: offene Mitgliederversammlung der Bundesberoffeneninitiative wohnungsloser Menschen e.V.
    Resonanz: Vorstellung des Vorhabens; Mitwirkung einzelner Personen, Informationen über das Projekt auf der Webseite
  • Donnerstag - Sonntag, 02. - 05.03.2017, Freistatt, Niedersachsen: Offene Koordinierungsgruppe Wohnungslosentreffen Planungstreffen zum Wohnungslosentreffen Sommercamp 2017
    Resonanz: Über 30 Teilnehmende, Mitwirkung bei Programm, Organisation und Öffentlichkeit, Erfahrungsaustausch, Vernetzung der Teilnehmenden
  • Mittwoch, 05.04. - Freitag, 07.04.2017, Freistatt, Niedersachsen: Workshop Öffentlichkeitsarbeit zur Vorbereitung auf das Sommercamp 2017     
    Resonanz: Schulung und Qualifizierung von 12 Teilnehmenden
  • Dienstag, 22.05.2017, 10:00 Uhr Osnabrück: AG Tagesaufenthalte SKM Osnabrück,    
    Resonanz: Vorstellung des Projekts Teilhabe/Wohnungslosentreffen vor Multiplikatoren
  • Design-Thinking Projekt "Wer sind wir?" (Kooperationsprojekt mit dem Hasso-Plattner-Institut)
    mehrere, z.T. ganztägige Treffen zwischen April und Juli in Potsdam, Hannover und Freistatt
    Resonanz: bis zu 25 Teilnehmende, intensive Debatten zum Selbstverständnis der Gruppe, Erarbeitung von 10 Goldenen Prinzipien des Umgang miteinander
  • Mittwoch, 24. - Sonntag, 28.05.2017, Ev. Kirchentag Berlin, Markt der Möglichkeiten gemeinsamer Info-Stand Diakonisches Werk Niedersachsen, Projekt Teilhabe Wohnungsloser / Wohnungslosentreffen / Armutsnetzwerk    
    Resonanz: Mitwirkung von 12 Teilnehmenden, Vorstellung des Projekts, u.a. Gespräch mit Ulrich Lilie Präsident Diakonie Deutschland,
  • Gespräch mit Maria Loheide Vorstand Sozialpolitik Diakonie Deutschland
    Sonnabend/ Sonntag 24./25.06.2017, Bielefeld, Stadthalle: Jubiläum 150 Jahre Bethel; Markt der Möglichkeiten
    Resonanz: 10 Teilnehmende, Vorstellung des Projekts innerhalb von Bethel, Spendenflyer entwickelt
  • Montag, 28.08.2017 - Bremen, ab 16:30 Uhr: Fachtag Wohnungslosigkeit.     
    Resonanz: 6 Teilnehmende, Vorstellung des Projekts
  • Donnerstag, 28.09.2017, 09:30 - 17:30 Uhr, Darmstadt: Tagung zum Thema "Schwache Interessen – Ein Blick in die deutsche Wirklichkeit. Politische Partizipation und Repräsentation in der Sozialen Arbeit" Ort: Schader-Forum, Goethestraße 2, 64285 Darmstadt     
    Resonanz: 4 Teilnehmende; Vorstellung des Projekts gegenüber Sozialwissenschaftlern
  • Mittwoch/ Donnerstag, 04./05.10.2017, Berlin:12. Treffen der Menschen mit Armutserfahrungen
    Resonanz: Etwa 18 Teilnehmende, eigener thematischer Workshop
  • Dienstag, 10.10.2017, ganztägiger Fachtag zum Thema "Partizipation", darunter Vorstellung des Projekts "Wohnungslosentreffen"    
    Resonanz: 6 Teilnehmende, Vernetzung mit anderen Gruppen
  • Donnerstag - Samstag, 12.-14.10.2017, Offenes Koordinierungstreffen / Projekt Teilhabe Wohnungsloser/ Wohnungslosentreffen (Anreise: Mittwoch, 11.10.2017, ab 16:00 Uhr/ Abreise für alle: Samstag 14.10.2017)        
    Resonanz: Mehr als 30 Teilnehmende, Auswertung des Wohnungslosentreffens 2017;  Verständigung über einen Namen „Selbstvertretung Vereinter Wohnungsloser“, Entwicklung eines Leitbildes
  • Mittwoch - Freitag, 15.-17.11.2017, Berlin: Bundestagung der BAG-Wohnungslosenhilfe
    Donnerstag, 16.11.2017, 16:00 Uhr - 17:30 Uhr, Infostand Projekt Wohnungslosentreffen bzw. Selbstvertretung Vereinter Wohnungsloser sowie Thementisch    
    Resonanz: 8 Teilnehmende, Vorstellung des Projekts, ua Gespräche Ulrike Kostka, Präsidentin Caritas Verband Berlin Brandenburg, Rr. Rolf Schmachtenberg, BMAS und weitere Akteuren der Wohnungslosenhilfe
  • Donnerstag, 23.11.2017, 15:00 Uhr oder 16:00 Uhr, Hamburg: Treffen der Projektkoordination mit der Gruppe Mutterschiff, Hamburg    
    Resonanz: 3 Teilnehmende, Gespräch über die Möglichkeiten des Aufbaus einer Regionalgruppe Hamburg / Schwerpunkt Menschenrechte
  • Dienstag, 12.12. - Freitag, 15.12.2017, Freistatt: Treffen der Arbeitsgruppen zu den Meilensteine
    Resonanz: 18 Teilnehmende, Arbeitsergebnisse zu den Themen Struktur, Öffentlichkeitsarbeit, Finanzierung, Vorbereitung Wohnungslosentreffen 2018.

6. Informationen zum geplanten weiteren Verlauf des Projektes und Planungen für das neue Förderjahr beziehungsweise für die Zukunft

Mit Blick auf das geplante 3. Wohnungslosentreffen im Sommer 2018 und das Projektende im Februar 2019 geht es darum, das von den Teilnehmenden gewählte Vorhaben, den Aufbau einer Selbstvertretung Wohnungsloser zu sichern und auszubauen. Ein wichtiges Teilziel dabei wird es sein, die Teilnehmenden weiterhin bei dem Aufbau regionaler und thematischer Gruppen zu ermutigen, zu unterstützen, zu fördern und zu qualifizieren. Ähnliches gilt für einzelne Aktionen und Vorhaben, bei denen die Interessen wohnungsloser und ehemals wohnungsloser Menschen sichtbar werden in in die Öffentlichkeit hinein kommuniziert werden. Hinzu kommt die Aufgabe der Integration weiterer neuer Teilnehmender, die u.a. beim Wohnungslosentreffen 2018 hinzu kommen werden. Konkret:

  • Aufbau einer Selbstvertretung Wohnungsloser: Name, Selbstverständnis und Leitbild neuen Teilnehmenden vermitteln; Positionen und Inhalte erarbeiten; Unterstützung bei der Kommunikation in der Öffentlichkeit
  • Struktur: Wohnungslosentreffen im Sommer als Vollversammlung, sowie Koordinierungstreffen im Frühjahr und Herbst sowie die Absicherung der Organisation durch eine Geschäftsstelle zeichnet sich als Struktur ab – das gilt es weiter zu konkretisieren (dazu gibt es Arbeitspapiere zur Struktur)
  • Zukunft: Es gibt konkrete Planungen und Vorarbeiten für ein Wohnungslosentreffen 2019 im süddeutschen Raum, darüber hinaus Kontakte zu weiteren Kooperationspartner aus der Wohnungslosenhilfe, die Mitwirkung signalisiert haben
  • Gruppenbildung: Im Aufbau begriffene Gruppen und bestehende Gruppen sollten stabilisiert und und unterstützt werden; Qualifizierung der Teilnehmenden zur Gruppenarbeit
  • Aktionen: Teilnehmende werden bei Vorhaben, Projekten und Aktionen unterstützt. Beispiele hierfür sind: Rucksackprojekt, Stadtführungen, Radioprojekt, Theaterprojekt, Beteiligungen an Tagungen und öffentlichen Veranstaltungen
  • Fortführung des Projekts: Idee, eine gemeinnützige Körperschaft gründen; konkrete Überlegungen zur Finanzierung nach Projektende
  • Verselbständigung: Eine Verselbständigung des Projekts ist von den Teilnehmenden gewünscht, allerdings in einem den Teilnehmern angemessenen (langsamen) Tempo.

    Freistatt, 15.01.2018
    Dr. Stefan Schneider
    - Projektkoordinator -

    Anlagen
  • Gemeinsames Ergebnisprotokoll vom Wohnungslosentreffen 2017
  • Pressemeldung vom 31.07.2017
  • Zusammenfassung der Arbeit der Frauengruppe auf dem Wohnungslosentreffen
  • Handout zum Stand des Projekts mit Datum vom 12.11.2017
  • Artikel: Schneider, Stefan: Zwischen Platte und Plenum – auf dem Weg zu einer Selbstvertretung Vereinter Wohnungsloser. Freistatt/ Berlin 2017 (in: wohnungslos, 04/2017)
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