Hanne LoreWas mich immer zornig macht: wenn wir als deutsche Obdachlose uns gegen die Flüchtlinge oder auch die Roma ausspielen lassen. Die Ablehnung dieser Menschen, auch hier bei unserem Treffen in Freistatt, macht mich krank. Ich kann es nicht verstehen, und ich will es nicht verstehen. Wir haben doch die Erfahrung gemacht, wie es ist, wenn man keine Hilfe kriegt, wenn man selber betteln muss. Wie kann ich dann hingehen und es jemand anderem nicht gönnen, dass er ein paar Krümel vom Kuchen bekommt. Nur weil er anders aussieht oder eben nicht meinen Vorstellungen entspricht. Wenn ich das schon höre: „Bettelmafia“! In Osteuropa werden den Roma allerorten die Siedlungen abgebrannt; sie werden gejagt, geächtet – und sogar umgebracht. Diese Menschen führen ein so unendlich trauriges Leben; wir hätten sie nach Freistatt einladen sollen, dass wir hier mit ihnen reden.

Text: Hanne-Lore / Foto: Norbert Brandt

 

 

Barber Angel1jpg"Ich traue mich gar nicht in den Spiegel zu schauen", sagt Chrischi, "das mache ich lieber erst später!" Chrischi hat sich gerade eine völlig neue Frisur schneiden lassen. Dafür war sie nicht in einem Friseursalon, sondern unter einem Zeltdach auf der Wiese des Sinnesgartens in Freistatt. Auf dem Gelände findet das diesjährige Sommercamp der Vertretung Wohnungsloser statt. Heute waren die "Barber Angel" zu Gast, um den Campteilnehmerinnen und -teilnehmern die Haare zu schneiden, die Bärte zu stutzen oder ihnen ein Make Up anzubieten. 

Die "Barber Angel Brotherhood" sind ein 2016 gegründeter Club, in dem Friseure aus ganz Deutschland und Europa zusammengeschlossen sind. Ihr Anliegen: Sie wollen sich nicht der allgegenwärtigen Armut verschließen und bieten ihre Dienste Bedürftigen und Wohnungslosen kostenlos auf Veranstaltungen und Aktionen wie dem Sommercamp an.

Barber Angel3Carmen ist heute zum ersten Mal dabei, sie schneidet Pepe die Haare und rasiert ihm zügig den Nacken aus: "Mir gefällt das hier", sagt die Friseurin, "ich finde es gut, Menschen zu helfen, die sich sonst nur selten einen Friseur leisten können."  Pepe ist mit seinem neuen Look zufrieden, genauso wie Werner, der seine etwas ausgewachsene Kurzhaarfrisur nachschneiden ließ. Hanne-Lore freut sich über "sieben Zentimeter weniger" bei ihrer fülligen Mähne.

 

 

Barber Angel6Insgesamt ließen sich rund 50 Frauen und Männer die Haare bzw. Bärte schneiden. 10 von ihnen nutzten außerdem die Gelegenheit, sich ein professionelles Make Up machen zu lassen. "Die Aktion ist super angenommen worden", freute sich Dr. Stefan Schneider, einer der Organisatoren des Camps.

Barber Angel4Und Chrischi? Chrischi war sehr mutig. Sie hatte sich für einen modernen "Under Cut"-Haarschnitt entschieden und dafür eine Seite ihres schönen langen Haares der Schere der "Barber Angel" überlassen. Was sie wohl beim Blick in den Spiegel denken wird?

Text: Pepe und Ines / Fotos: Norbert Brandt

 

 

 

 

Plenum"Ich fühle mich hier sehr freundlich aufgenommen", sagt Nadine aus Leipzig beim abendlichen Lagerfeuer. Am Sonntagabend startete das Treffen Wohnungsloser mit einem Eröffnungsplenum um die Feuerstelle des Sinnesgartens. Besonders die Teilnehmerinnen und Teilnehmer, die zum ersten Mal beim Sommercamp dabei sind, wurden herzlich begrüßt. Es gab organisatorische Informationen und es wurden Fragen und Themenwünsche gesammelt. 

 

GruppeAm Montagvormittag nahmen zwölf Interessierte an einer Führung über das Gelände der Diakonie Freistatt teil. Bei über 30 Grad im Schatten keine ganz lockere Angelegenheit, aber Einrichtungsleiter Frank Kruse machte den zweistündigen Gang über das Gelände zu einem spannenden Ausflug durch die Geschichte. Sehr bewegt waren die Teilnehmer beim Besuch des einrichtungseigenen Friedhofs, auf dem viele ehemalige Bewohner ihre letzte Ruhestätte haben.

 

 

Bild Social Inclusion GamesGuten Tag,

direkt im Anschluss an das Wohnungslosentreffen 2018 (22.-29.07.2018) finden in Enschede, Niederlanden vom Sonntag, den 29.07. bis Samstag, den 04.08.2018 die Social Inclusion Games statt. Und Enschede ist nur 155 km von Freistatt entfernt.

Diese Veranstaltung ist ein Zusammentreffen in Form einer Art vielfältige Olympiade für ausgegrenzte Menschen, also wohnungslose, suchtkranke oder seelisch behinderte Menschen. Begegnung und gemeinsame Aktivitäten stehen im Vordergrund und tragen zur Inklusion aller Teilnehmenden bei.

Die Teilnehmer*innen aus verschiedenen Ländern messen sich eine ganze Woche lang in vielen verschiedenen Spiel-, Geschicklichkeits- und Sportarten wie Boulé, Fußball, Volleyball, Hockey, Leichtathletik, Fahrradrennen, Tischtennis, Federball, Dart, Schach, Minigolf u. v. a.
Neben den Wettbewerben gibt es aber auch genügend Zeit und Gelegenheiten für Begegnungen und Kennenlernen.

1.500 marginalisierte Menschen aus 15 europäischen Ländern werden in Enschede/NL vom 29.07.-04.08.2018 eine fantastische Zeit miteinander verbringen können.

Aus Deutschland können 15 Städte Teams zu den Social Inclusion Games (SIGN 2018) entsenden. Das Organisationsteam vom Wohnungslosentreffen wurde vom deutschsprachigen Veranstalter angesprochen, Teilnehmenden vom Wohnungslosentreffen auch eine Beteiligung an den Social Inclusion Games in Enschede zu ermöglichen. Diesem Wunsch können wir gerne entsprechen.

Am Sonntag, den 29.07.2018 wird es gegen 16:00 Uhr einen Bus geben, der interessierte Menschen von Freistatt nach Enschede fährt. In diesem Bus gibt es maximal 8 Plätze, davon sind 2 schon vergeben an Mike (Edewecht) und Susi (Nürnberg).

Wer daran teilnehmen möchte, benötigt ein Zelt und einen Schlafsack und möchte sich bitte anmelden bei
stefan.schneider at wohnungslosentreffen dot de.

Die Anmeldung ist geschlossen, sobald alle Plätze belegt sind. Es wird noch 3 Nachrückerplätze geben.

Weitere Informationen sind hier zu finden:

2018 Social Inclusion Games deutsch.pdf

2018 Social Inclusion Games englisch.pdf

Gruss

Stefan Schneider
Koordinator Wohnungslosentreffen

Teilnehmende:

1. Mike (Edewecht)(Sprecher der Gruppe)
2. Susi (Nürnberg)
3. Markus (Frankfurt)
4. Regina (Wien)
5. Karsten (Mainz)
6. Ellen (Mainz)
7. Hasso (Hannover)
8. xxx
Nachrücker
1.
2.
3.

3.

 

Niedersaechsischer Landtag - Quelle WikiCommons, Foto von RaBoe, Details siehe Beitrag EndeDie Präsidentin des Niedersächsischen Landtages - Landtagsverwaltung -
s. anl. Verteiler

Bearbeitet von: Herr Horn
E-Mail: norbert.horn at lt.niedersachsen dot de*
Ihr Zeichen, Ihre Nachricht vom:

Hannover, den 4. Juni 2018
Schriftliche Stellungnahme anlässlich der parlamentarischen Beratung des
Antrages der Fraktionen der SPD und der CDU in der Drs. 18/845;
dazu: Änderungsvorschlag der Fraktion der FDP - Vorlage 1

Sehr geehrte Damen und Herren,


der Ausschuss für Soziales, Gesundheit und Gleichstellung des Niedersächsischen Landtages berät zurzeit den o. g. Entschließungsantrag der Fraktionen der SPD und der CDU in der Drs. 18/845 sowie den dazu bereits vorliegenden Änderungsvorschlag der Fraktion der FDP (Vorlage 1).

Bevor der Ausschuss hierzu gegenüber dem Landtag eine Beschlussempfehlung abgibt, würde er es begrüßen, wenn Sie aus Ihrer Sicht zu diesem Entschließungsantrag sowie der Vorlage 1 eine schriftliche Stellungnahme abgeben könnten.

Die Ausschussmitglieder beabsichtigen, ihre Beratungen Mitte August 2018 fortzusetzen und wären dankbar, wenn Sie Ihre Stellungnahme der Landtagsverwaltung bis zum 31. Juli 2018 möglichst elektronisch (norberthorn at tl.niedersachsen dot de) zuleiten könnten.

Da die Beratungen der Landtagsausschüsse in öffentlichen Sitzungen stattfinden, ist nicht auszuschließen, dass sich Medienvertreterinnen oder -vertreter und Bürgerinnen oder Bürger für Ihre schriftliche Stellungnahme interessieren. Sollte ich von Ihnen keine andere Nachricht erhalten, gehe ich davon aus, dass Sie mit einer Weitergabe Ihrer Stellungnahme an ggf. interessierte Dritte einverstanden sind.

Zu Ihrer Unterrichtung habe ich eine Ablichtung der Drucksache 18/845 sowie der Vorlage 1 beigefügt.

Im Namen der Mitglieder des Ausschusses danke ich Ihnen bereits jetzt für Ihre Bemühungen.
Mit freundlichen Grüßen
Im Auftrage

Horn

Niedersächsischer Landtag - Drucksache 18/00845 Hilfe fuer wohnungslose Menschen.pdf

Abbildung: https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Hannover_-neuer_Nieders%C3%A4chsischer_Landtag-_2018_by-RaBoe_16.jpg

Fotograf: RaBoe

Wohnungslosentreffen 2018 in Freistatt geht ins dritte Jahr

2018.05.23pressegespraech foto gerhard zamzowAller guten Dinge sind drei. Vom 22. - 29. Juli 2018 findet das dritte bundesweite Wohnungslosentreffen in Freistatt (Bethel im Norden) statt. Zwar hat es in der Vergangenheit schon einige Versuche gegeben, wohnungslose Menschen zusammen zu bringen, aber diese Initiative, zu der sich unterschiedlich Betroffene zusammen gefunden haben und die von der „Aktion Mensch“ finanziell unterstützt wird, hat sich bisher als nachhaltig erwiesen.

So stellte die Organisationsgruppe in diesen Tagen das diesjährige Programm im Haus „Wegwende“ in Freistatt an einem historisch Ort vor, denn dieses Haus war 1927 als Erziehungsheim für renitente männliche Jugendliche eröffnet worden. (Der Film „Freistatt“ beleuchtet diese negative Seite der Heimerziehung anschaulich.)

Unter dem Slogan „Dran bleiben, dazu kommen, weiter machen, ausbauen!“ hat das Organisationsteam ein vielfältiges Programm für dieses Jahrestreffen zusammengestellt. Dr Stefan Schneider, der Koordinator dieses Projektes, konnte unterschiedlich Betroffene zu der Vorstellung des Programms begrüßen: Jürgen Schneider vom Armutsnetzwerk, der seit vielen Jahren auf der Straße lebt, Uwe Eger aus Lüneburg und Ilse Kramer aus Köln sowie der Leiter der Wohnungslosenhilfe in Freistatt, Frank Kruse, die jeweils Projekt und Programm des Wohnungslosencamps aus ihrer Sicht kommentierten.

Jürgen Schneider kritisierte in seinem Statement, daß noch viel zu häufig die Vertreter der „sozialen Arbeit“ darüber entschieden, was für Wohnungslose gut sei. Dem wirke das Camp mit seinem Ansatz, die Interessen der Betroffenen klar zu formulieren, entgegen.

Uwe Eger, der seit dem ersten Wohnungslosentreffen 2016 in Freistatt dabei ist, bereist gegenwärtig Wohnungsloseneinrichtungen in der ganzen Bundesrepublik, um Betroffene direkt anzusprechen und persönlich über das Wohnungslosentreffen zu informieren. Er berichtete, daß es oft schwer sei, Menschen zu erreichen, die mit ihrem Kampf ums Überleben auf der Straße, ihren Problemen und oft auch ihren Süchten mehr als überfordert sind. - Immer dabei ist sein Hund.

Ilse Kramer, die im letzten Jahr an der Gründung einer Frauengruppe beteiligt war und in Köln in der Initiative „Bauen, Wohnen Arbeiten e.V.“ mitarbeitet, stellte kurz das selbstverwaltete Projekt in Köln-Ossendorf vor und berichtete von den Aktivitäten der Frauengruppe, die seit 2017 die Öffentlichkeit über die besondere Situation wohnungsloser Frauen aufzuklären versucht. Bei einigen Stadtverwaltungen und sozialen Trägern habe man erreicht, daß der 21. Dezember als „Tag der wohnungslosen Frauen“ bekannter werde. Die Gruppe der wohnungslosen Frauen habe in den letzten Jahren stark zugenommen und nicht immer gäbe es geeignete Hilfsangebote für diese Gruppe.

Frank Kruse, Leiter der Wohnungslosenhilfe von Bethel im Norden, der sich seit Jahren zusammen mit seinen Mitarbeiterinnen für das Gelingen des Wohnungslosentreffens engagiert hat, gab einen kurzen Rückblick auf frühere Versuche, Obdachlose in Treffen zusammen zu bringen, und kündigte an, dass das Treffen 2019 in Herzogsägmühle, einer diakonischen Einrichtung in Oberbayern, stattfinden werde, wenn der Förderantrag für dieses Treffen genehmigt werde. Frank Kruse machte deutlich, daß es nur wenige Einrichtungen gäbe, die den großen logistischen Aufwand eines solchen Treffens bewältigen könne. Ein großes Team an Helfern trage jedes Jahr dazu bei, daß die Voraussetzungen in Freistatt geschaffen werden. Die Kapazität in dem geschmackvoll gestalteten Umfeld des Hauses „Wegwende“ in Freistatt liege bei etwa 120 Teilnehmer_innen.

Dr. Stefan Schneider (Berlin), der seit drei Jahren das Wohnungslosentreffen koordiniert, erläuterte mit Blick auf das umfangreiche Programm, daß in diesem Jahr bereits Mitarbeiter aus Bayern in die Programmangebote und in die Organisation eingebunden werden. Er machte auch klar, in wie weit man aus den Erfahrungen der letzten beiden Jahre gelernt habe und genügend Möglichkeiten der Rückkopplung zwischen den Beteiligten und den Organisatoren eingebaut habe. Denn im letzten Jahr hatte es am dritten Tag des Camps so etwas wie einen kleinen Aufstand gegeben, weil einige Teilnehmer mit dem Fortgang der inhaltlichen Arbeit nicht einverstanden waren. Man wolle keinen bevormunden, aber trotzdem zu einer Verstetigung der Arbeit kommen, um die komplexe Problematik der Wohnungslosigkeit („Obdachlose haben keine Lobby“) in die Öffentlichkeit tragen.

Dazu möchte auch Richard Brox (Mannheim) beitragen. Leider hatte er es zum Vorstellungstermin des neuen Programms nicht bis Freistatt geschafft (was eigentlich geplant war). In den Medien wird er gelegentlich als der prominentester Obdachlose der Republik bezeichnet, denn sein Buch „Kein Dach über dem Leben“ ist seit letztem Dezember zu einem Bestseller geworden. Er ist auch durch seine Zusammenarbeit mit Günter Wallraff in den Medien bekannt. Während des Camps wird er über seine Erfahrungen als „Prominenter“ in der Mediengesellschaft berichten.

Daß es nicht einfach ist, Betroffene zu motivieren, über ihre Lebenswelt zu sprechen und zu gemeinsamen Handeln zu kommen, wurde in fast allen Beiträgen deutlich. Trotzdem ist mit dem Wohnungslosencamp dank der Unterstützung durch die „Aktion Mensch“ im Zusammenwirken von Betroffenen und der Unterstützung der Diakonie in Freistatt eine Institution entstanden, die schon jetzt weit über den lokalen Rahmen hinaus wirkt.

Gerhard Zamzow

Abbildung: Im „Sinnesgarten“ in Freistatt das Vorbereitungsteam des Wohnungslosencamp 2018: Dr. Stefan Schneider (Berlin), Ilse Kramer (Köln), Jürgen Schneider, Frank Kruse (Freistatt), Uwe Eger (Lüneburg). Foto: Gerhard Zamzow

weitere Berichte:

Freistätter Online Zeitung https://wohnungslos.info/2018/05/pressekonferenz-zum-wohnungslosentreffen/

Sulinger Kreiszeitung: https://www.kreiszeitung.de/lokales/diepholz/kirchdorf-ort120456/wohnungslosentreffen-2018-freistatt-gange-9900087.html

 

Frank Kruse, Jürgen Schneider, Stefan Schneider und andere

Wohnungslosentreffen 2018 – Aktuelles zur Selbstvertretung Wohnungsloser

In dem ergebnisoffenen Projekt Wohnungslosentreffen hat sich als zentrales Ziel der Aufbau einer Selbstvertretung wohnungsloser Menschen herauskristallisiert. Wohnungslose und ehemals wohnungslose Menschen, deren Lebensmittelpunkt die Straße, die Anlaufstelle oder die Einrichtung ist oder war, wurden erreicht und zur Mitwirkung motiviert. Es haben sich eigene Plattformen („Vollversammlung“ - Wohnungslosentreffen, Koordinierungstreffen im Frühjahr und Herbst) und weitere Kommunikations- und Netzwerkstrukturen (email-Verteiler, Internetforum) etabliert. Regionale und themenorientierte Gruppen sind am entstehen (z.B. Theatergruppe, Frauengruppe); hinzu kommen eine Vielzahl an Teilnahmen an Veranstaltungen, Aktionen und eigne Projekte und Initiativen.
Verschiedene methodische Konzepte und Elemente aus der klassischen Gruppenarbeit, dem Team-Building, dem Empowerment-Ansatz, dem Assistenz-Konzept der Behindertenhilfe, des Thinking Circle, des Community Organzing werden angewendet und wirken zusammen.

Im Workshop wird der aktuelle Stand des Projekts „Förderung von Teilhabe und Selbstorganisation wohnungsloser Menschen in Niedersachsen (Empowerment, Community Organizing, Sommercamps, Verstetigung)“ und die weiteren Planungen vorgestellt, und zwar sowohl vom Organisationsteam als auch von Teilnehmenden. Beleuchtet werden unter anderem die methodischen Elemente, die zur Anwendung kommen und die neuen und veränderten Anforderungen an die Wohnungslosenhilfe. Der Workshop bietet genügend Raum für Nachfragen und Diskussion.

Entwurf: Struktur Selbstvertretung Vereinter Wohnungsloser
- prüfen, korrigieren, ergänzen vervollständigen -

Einreicher: Jürgen Schneider und Stefan Schneider, Stand 27.02.2018
2. Beratung:     Koordinierungstreffen 01.-04.03.2018, Freistatt
3. Beratung
& ggf. Beschlussfassung:     Vollversammlung Wohnungslosentreffen / Sommercamp 2018

1. Leitbild und Gründsätze

  1. Die Selbstvertretung Vereinter Wohnungsloser ist eine Plattform wohnungsloser und ehemals wohnungsloser Menschen, die sich auf den Weg gemacht haben. Sie engagiert sich für eine bessere Welt, die Überwindung von Armut, Ausgrenzung, Missbrauch, Entrechtung und Wohnungslosigkeit sowie für die Verbesserung konkreter Lebenssituationen. Sie hat sich das Motto gegeben: „Alles verändert sich, wenn wir es verändern!“
  2. Die Selbstvertretung Vereinter Wohnungsloser ist unterschiedlich und vielfältig. Sie besteht aus Gruppen, Vereinen, Einzelpersonen, Projekte, Initiativen, Unterstützende und Gleichgesinnte und will diese miteinander vernetzen. Sie arbeitet auf der Basis selbstbestimmter Regeln zusammen.
  3. Die Selbstvertretung Vereinter Wohnungsloser folgt der Überzeugung: Armut kennt keine Grenzen! Die Selbstvertretung ist offen für junge und alte Menschen, für alle Geschlechter, für Menschen mit  und ohne Behinderung, für Menschen jedweder Herkunft.
  4. Die Selbstvertretung Vereinter Wohnungsloser besteht aus
    - der Vollversammlung, die nach Möglichkeit jährlich stattfinden soll
    - den Koordinierungstreffen,
    - der Geschäftsstelle.

2. Vollversammlung

  1. Die Vollversammlung findet (nach Möglichkeit jährlich) in Form eines Wohnungslosentreffens bzw. eines Sommercamps statt.
  2. Die Vollversammlung ist zahlenmässig durch das jeweils zur Verfügung stehende Budget bzw. durch die Kapazitäten des Veranstaltungsortes begrenzt. Innerhalb dieses Rahmens sollen genügend Plätze für neue Teilnehmende und spontane Anmeldungen reserviert bleiben.
  3. Auf der Vollversammlung muss hinreichend Zeit zum Kennenlernen, Austausch, zum gegenseitigesn Informieren, Entwicklung von Positionen gegeben sein.
  4. Die Vollversammlung verabschiedet zu allen Fragen Grundsatzpositionen, Stellungnahmen, und Resolutionen.
  5. Die Vollversammlung tagt grundsätzlich im Plenum. Das Plenum wird (nach Möglichkeit extern) moderiert.
  6. Die Vollversammlung tagt grundsätzlich öffentlich.
  7. Die Vollversammlung entwickelt eine Charta. Die Charta beschreibt die Grundlagen der gemeinsamen Zusammenarbeit und beschreibt, wer dazu gehört, wer nicht dazu gehört und beschreibt Grundsätze Verhalten, Respekt, Verbindlichkeit (10 Goldene Prinzipien – wie gehen wir miteinander um). Aber das reicht noch nicht.
  8. Die Vollversammlung muss Aktionen, Projekte und Kampagnen anregen.
  9. Die Vollversammlung kann Arbeitsgruppen aller Art einsetzen, das können z.B. Gruppen für zeitlich begrenzte Projekte sein, aber auch Fachgruppen (z.B. Recht, Öffentlichkeitsarbeit, Politik, Vernetzungstechnik, Bauen und Wohnen)
  10. Die Vollversammlung kann Menschen aus ihrer Mitte mit konkreten Aufgaben beauftragen.
    Aufgaben können sein: Ansprechpartner für Anfragen von Aussen,
  11. Die Vollversammlung endet mit einem gemeinsamen Ergebnisprotokoll. Das gemeinsame Ergebnisprotokoll wird in einer offenen Arbeitsgruppe vorbereitet und vom Pĺenum verabschiedet.

3. Koordinierungstreffen

Hier ist noch gar nichts ….

4. Geschäftstelle

  1. Es gibt eine Geschäftsstelle. 
  2. (Die Geschäftsstelle besteht im Moment aus Jürgen, Frank, Stefan, Janine)
  3. Die Geschäftsstelle wird von der Vollversammlung beauftragt.
  4. Die Geschäftsstelle muss der Vollversammlung über ihre Arbeit Bericht erstatten.
  5. Die Geschäftsstelle gewährleistet den organisatorischen Rahmen der Selbstvertretung Vereinter Wohnungsloser.
  6. Die Geschäftsstelle der Selbstvertretung Vereinter Wohnungsloser benötigt eine (öffentliche) Finanzierung. Die Finanzierung muss mindestens abdecken:
    - die jährlichen Wohnungslosentreffen/ Sommercamps
    - die Koordinierungstreffen im Frühjahr und Herbst
    - ggf. die Arbeitsgruppentreffen
    - die Arbeit der Geschäftsstelle selbst
    - alle weiteren Sach- und Honorarkosten
  7. Zur Beantragung von Fördermitteln bedarf es einer gemeinnützigen (Förder-)körperschaft (zur Zeit geschieht dies über die Stiftung Bethel)

5. Berichts- und Informationsstrukturen

Zu klären: Wer berichtet an wen und wie wird es verteilt und veröffentlicht?
Soll in der Gruppe erarbeitet werden

1. Teilnehmende

Anwesend waren 34 Teilnehmende und 1 Hund.
Angela, Wilhelmshaven; Bernd, Nordhorn; Burkhard, Hannover; Christine, Frankfurt; Corinna, Pforzheim; Daniel, Freistatt; Dirk, Freistatt; Hasso, Hannover; Hanne-Lore, Lüneburg; Harald, Aalborg DK; Hari, Freistatt; Hwayda & Peter, Altenkirchen; Ilse, Köln; Janina, Berlin; Jens, Freistatt; Jürgen, ANW, Karsten, Mainz; Marcus, Hannover, Markus, Frankfurt, Markus, Neumünster; Micha, Waldbröl; Michael, Berlin; Mike, Waldbröl, Mirco, Frankfurt, Norbert, Edewecht; Regina, Wien; Timo, Freistatt; Uwe, Lüneburg; Werner, Berlin sowie Hund Arco
sowie als Unterstützende: Frank & Janine, Freistatt, Stefan, Berlin

Gäste: Johanna Tschautscher, Linz

Entschuldigt: André, Hamburg; Andreas, Wien; Alexandra, Frankfurt; Annette, Hannover; Olaf, Berlin, Susi, Nürnberg

2. Kälte-Aufruf

Angesicht der gegenwärtigen Kälte mit Minustemperaturen regt Jürgen (ANW) an, einen Kälte-Aufruf zu formulieren und zu verbreiten. Der Aufruf wird gemeinschaftlich erarbeitet und noch in der Nacht vom 01. auf den 02.03.2018 verbreitet. (Siehe Anlage 1 Aktuelle Kälte ist lebensgefährlich für obdachlose Menschen - ein Aufruf zur HilfeAktuelle Kälte ist lebensgefährlich für obdachlose Menschen - ein Aufruf zur Hilfe)

3. Gespräch über Vereins-Struktur und Vereinsgründung

Das Thema Vereinsgründung zwecks Geldbeschaffung für die Weiterführung des Projekt Wohnungslosentreffen wird diskutiert. Es gibt einen ersten Entwurf einer Satzung, aber noch eine Reihe offener Fragen:

  • Verhältnis von wohnungslosen und ehemals wohnungslosen Mitgliedern zu anderen Mitgliedern (z.B. nicht-wohnungsloser, Förderer, Institutionen)
  • Machtfragen und Haftungsfragen
  • wie gestaltet sich die Zusammenarbeit zwischen Selbstvertretung Wohnungsloser (Vollversammlung) und Verein
  • passives und aktives Stimmrecht
  • Zusammensetzung des Vorstands
  • Verhältnis von Verein, Vorstand und Geschäftsstelle

Die Gruppe war sich weitgehend einig, sich mehr Zeit für eine Gründung zu nehmen und die einzelnen Fragen schrittweise anzugehen und ggf. (Rechts-)Beratung von Experten dazu einzuholen und auch Vertreter potentieller Förderer einzubeziehen.
Nach Möglichkeit soll noch vor dem Wohnungslosentreffen 2018 eine Schulung zu diesen Fragen organisiert werden.
Das bedeutet aber, dass die Stiftung Bethel (und evtl. Diakonie Oberbayern - Herzogsägmühle) als Veranstalter 2019 weiter mit Aufgaben der Geldbeschaffung und Organisation übergangsweise betraut sein werden und einen entsprechenden Auftrag brauchen.

 4. Informationsaustausch der Teilnehmenden

Die Teilnehmenden berichten wie folgt:

  • Jürgen, ANW: Schon jetzt eine sehr große Resonanz auf den gestern erarbeiteten Kälte-Aufruf, wird intensiv weiter verbreitet
  • Hwayda, Altenkirchen: Bietet an, auf dem Wohnungslosentreffen 2018 kostenlos Haare zu schneiden. Bedarf ist vorhanden.
  • Burkhardt, Hannover: Braucht Unterstützung im Zurechtkommen mit Smartphone und Handy. Das könnte auch ein Kurs auf dem Wohnungslosentreffen 2018 sein
  • Ilse, Köln: Bringt zum Wohnungslosentreffen 2018 eine Physiotherapeutin evtl. mit.
    Vom 23.-27. Mai 2018 ist in Köln eine Dauermahnwache unter dem Titel „Soziale Kampfbaustelle“ gegen alles geplant. Wir wollen das weiter verbreiten und zur Teilnahme aufrufen.
  • Timo, Freistatt: Ist in Ausbildung. Kann den Fahrdienst zum Wohnungslosentreffen nur am Wochenende übernehmen.
  • Werner, Berlin: Ist gesundheitlich etwas angeschlagen. Möchte das Thema Stadtguide weiter verfolgen. Stefan bietet an, dazu ein Werbevideo zu drehen.
  • Angela, Wilhelmshaven: Vom SOS-Kinderdorf in Wilhelmshaven können wir lernen, dass sie zu einer digitalen Unterschriftensammlung aufrufen. Angela hat das know-how, ihr fehlt allerdings die Technik. Digitale Unterschriftensammlung sollten wir als Kompetenz im Wohnungslosentreffen auch starten können. Daniel kennt sich damit auch aus. Eine Anwendung wäre der Tag der obdachlosen Frau am 21.12. ein jeden Jahres. Angela, Daniel und Stefan treffen sich zu einem Umsetzungstermin.
  • Corinna, Pforzheim: Ordnungsrechtlich untergebrachte Menschen in Offenburg werden entmietet und müssen sich eine eigene Wohnung suchen und verlieren, sobald sie in eine eigene Wohnung einziehen, den Leistungsbezug. Corinna schickt die Meldung und das wird über die Webseite Wohnungslosentreffen verbreitet.
  • Norbert, Edewecht: Stellt sein Rucksackprojekt vor und hat Angela dafür als Mitstreiterin gewonnen. Es gibt schon erste Termine im April.
  • Hari, Freistatt: In den Medien wird über wohnungslose Menschen klischeebehaftet berichtet, Wohnungslose werden als Alkoholiker dargestellt. Hier müssen die Medien in die Verantwortung genommen werden, diskriminierende Darstellungen verstoßen gegen Menschenrechte
  • Mike, Waldbröl: Zieht um nach Edewecht.
  • Micha, Waldbröl: Im Mai 2018 feiert die Diakonie Oberberg ihr Sommerfest. Teilnehmende vom Wohnungslosentreffen sind eingeladen, eine Übernachtung könnte organisiert werden. Micha gibt den konkreten Termin noch bekannt.
  • Michael, Berlin: Auswertungs- und Nachbereitungstreffen des Treffens der Menschen mit Armutserfahrungen für den 17. und 18. April 2018 in Berlin geplant. Chancen zur Einbeziehung der Leute für die Vorbereitung des kommenden Treffens der Menschen mit Armutserfahrungen. Von uns mit dabei: Ilse, Köln; Angela, Wilhelmhaven; Werner, Berlin; Dirk, Freistatt, Michael, Berlin. Hier in Freistatt Gelegenheit zur Verständigung nutzen.
    EMIN - Quer durch Europa-Busprojekt mit Stationen in Dortmund und Erfurt (28.05.-01.06.). Koordination in Dortmund durch Michaela Hofmann sowie DGB als Gesamtkoordinator in Deutschland. Armutsnetzwerk will sich daran in Erfurt beteiligen.
  • Uwe, Lüneburg. War viel in Deutschland unterwegs. Schockierend das schlechte Bild der Selbstvertretung Wohnungsloser bei wohnungslosen Menschen auf der Straße. Mehr Informationen; zum Beispiel eine Broschüre
  • Hanne – Lore, Lüneburg: Basisarbeit ist wichtig. Alle Menschen sind Einzelstücke. Zugänge sollten eröffnet werden, keine Gängelung.
  • Daniel, Freistatt. Erfahrungen bei Hinz & Kunzt mit Strassenzeitungen, sowie Erfahrungen mit Online-Petitionen, Smartphones. Könnte sein Wissen weiter geben. Darüber hinaus Forderung in Hamburg: Öffnung der Notübernachtungen tagsüber, große Unterschriftensammlung.
  • Marcus, Hannover: Augenhöhe herstellen ist extrem wichtig, Menschen mit einbeziehen, zum Beispiel in seinem Radioprojekt
  • Markus, Neumünster: Mit Obdachlosen wird etwas gemacht, ein negatives Beispiel ist die Kampagne der Diakonie: „Unerhört, diese Obdachlosen“ von Präsident Lilie. Große Sozialkonzerne sind betriebsblind, es geht darum, dass Menschen von der Straße selbst aktiv werden
  • Stefan, Berlin: Der Besuch in Herzogsägmühle war sehr informativ, das Wohnungslosentreffen 2019 in einer anderen Region wird eine große positive Herausforderung.
  • Bernd, Nordhorn: Die Einrichtungen der Wohnungslosenhilfe arbeiten langsam, sind oft schlecht informiert, die Leute kommen statt dessen zu ihm.
  • Dirk, Freistatt: Am 10./11. 03. 2018 gibt es in Bremen die Messe Draussen und dort einen Stand der Selbstvertretung Wohnungsloser, organisiert von der Freistätter Online Zeitung. Verstärkung ist gewünscht: Es melden sich: Norbert, Edewecht, Marcus, Hannover, Daniel, Freistatt, Bernd, Nordhorn, Uwe, Lüneburg. Timo koordiniert die Anwesenheitszeiten am WE.
  • Janine, Freistatt: Sie hat den Besuch in Herzogsägmühle sehr positiv erlebt, die Menschen sind sehr offen, das bietet viele Möglichkeiten.
  • Regina, Wien: Es gibt in Wien sehr viele Aktivitäten, allerdings werden mehr Informationen benötigt, da der email-Zugang sehr umständlich ist. Flyer werden benötigt. Norbert will sich mit anderen darum kömmern.
  • Harald, Aalborg: Durch Krankheit blieb viel Arbeit liegen, allerdings gibt es neuen Input auf der Hope-Webseite und auf der Facebook – Seite. Hat Kontakt zu Menschen aus der Slowakei, die zum Wohnungslosentreffen kommen könnten.
  • Hasso: Berichtet über die zwangsweise Unterbringung von wohnungslosen in Belgien. Menschen werden in aufgegriffen, ärztlich untersucht und in Einrichtungen der Wohnungslosenhilfe gegen ihren Willen über Nacht verbracht (NDR-Beitrag). Wir wollen nach recherchieren und dazu Stellung nehmen.
  • Karsten, Mainz: Projekt „Wohin mit dem wichtigsten Krempel bei Wohnungsverlust?“, schon einen Keller organisiert. Beteiligung von wohnungslosen Menschen an einem Marathon als Unterstützende; Kollegin Nathalie engagiert sich vielfältig für wohnungslose Menschen. Probleme mit dem Zugang zum Internet (Dauernutzer blockieren den Rechner in Bibliotheken).
  • Christine, Frankfurt: Wohnung, Zwangsräumung, Schulden, großer Protest, Anwalt verschleppt Angelegenheit. Will sich einbringen, ist für jedes Projekt zu haben.
  • Mirko, Frankfurt: Gesundheitlich angeschlagen, Erkältung, neue Perspektive, Teestube Jonas muss umziehen und sucht neue Räumlichkeiten.

5. Erwartungen

2018 03 GruppenarbeitAm Freitag Vormittag gibt es Arbeitsgruppen zu den Themen

  • Erwartungen an das Orga-Team
  • Erwartungen an die Gruppe / Teilnehmenden
  • Erwartungen an das Wohnungslosentreffen

Dazu wird gefragt:

  • Welche Erwartungen wurden erfüllt?
  • Welche Erwartungen sind offen?
  • Wo gibt es Unzufriedenheit?

Die Ergebnisse der Gruppenarbeit dazu werden nachgetragen

6. Struktur

Die Teilnehmenden befassen sich mit dem 2. Entwurf zur Struktur der Selbstvertretung Wohnungsloser, erstellt von Jürgen und Stefan (siehe Link). Eine entschiedene Kritik war, dass erneut vieles reglementiert werden soll. In der Diskussion wurde herausgearbeitet, dass eine Entwicklung stattgefunden hat. Das erste Wohnungslosentreffen wurde noch vollkommen vom Orga-Team vorbereitet und organisiert, das zweite schon unter großer Beteiligung der Teilnehmer von den Koordinierungstreffen mit einigen Schwierigkeiten, die Aufgabe des dritten Treffens ist bereits die Selbstvertretung Vereinter Wohnungsloser. Das allein stellt bereits eine erhebliche Weiterentwicklung und Herausforderung dar.
Weitere Verabredungen gab es nicht.

7. Informationen und Dokumentarfilm

Mit einer Fotopräsentation wurden erste Eindrücke aus Herzogsägmühle gezeigt (Lage, Platzansicht, Veranstaltungsort, Zeltplatz) (siehe Instagram)
Der Informationsfilm von Norberts Rucksackprojekt wurde gezeigt (siehe Youtube). Norbert erläuterte seine Vorgehensweise zum Schulprojekt.
Auf Anregung von Markus, Frankfurt kam Johanna Tschautscher aus Linz zu Besuch, stellt sich und ihre Arbeit vor und zeigt Ausschnitte aus ihrem Dokumentarfilm über ein Frauencamp in Kenia über Frauenrechte.
Sie erläuterte ihre Herangehensweise des Beobachtens und im Hintergrund bleibens mit einer grundsätzlichen Offenheit. Auf der anderen Seite ist ihr bewusst, dass die alleinige Anwesenheit einer Kamera schon eine Einflussnahme darstellt.
Hintergrund dieses Besuchs war die Frage, ob Johanna über das Wohnungslosentreffen einen Dokumentarfilm erstellen soll.
In der Debatte am kommenden Tag haben die Teilnehmenden festgelegt, dass Johanna zum Wohnungslosentreffen eingeladen werden soll, um gemeinsam mit der Gruppe einen Dokumentarfilm zu erstellen. Weiter vereinbart wird:
Johanna beobachtet am Montag die Gesamtsituation, macht am Dienstag Aufnahmen mit Einzelnen sowie der Frauengruppe und bietet am Mittwoch einen offenen Workshop an, in dem sie erste Filmsequenzen präsentiert und mit den Beteiligten das weitere Vorgehen bespricht. Ein weiterer Workshop ist für Freitag geplant. Weitere Finanzfragen zu den Produktionskosten müssen noch geklärt werden (Frank, Stefan).

8. Das Wohnungslosentreffen 2018

8.1. Mobilisierung

Zur Mobilisierung sollen folgende Materialien erstellt werden:A5 Broschüre mit 8 Seiten (2 DIN-A

  • 4-Seiten beidseitig bedruckt) in einer Auflage von 2.000 Stück
  • Anzeige für die Strassenzeitungen
  • Plakat für Versand in einer Auflage von 500 Stück

Die Broschüre soll Informationen enthalten über das bisher Geschehene im Projekt, über die Selbstvertr

etung, das Wohnungslosentreffen 2018, einige Fotos sowie Kontaktangaben enthalten sowie eine Kontakt-Postkarte zur Rückmeldung. Das Ziel ist, diese Broschüre interessierten wohnungslosen Menschen persönlich in die Hand zu drücken.

Termine für alles:

  • Fertigstellung Dokumente: 20.04.2018
  • Fertigstellung Druck: 30.04.2018
  • Fertigstellung Versand: 10.05.2018

Verantwortliche Gruppe: Norbert, Edewecht; Regina, Wien; Corinna, Pforzheim, Burkhard, Hannover; Uwe, Lüneburg; Stefan, Berlin.

8.2. Organisatorische Fragen

[Gruppe war: Daniel, Hwayda, Corinna, Hasso, Peter, Regina, Mike, Uwe und Hari]

Für die Organisation des Sommercamps 2018 sind folgende Arbeitsfelder und deren Mitarbeiter gefunden worden:

  • Anmeldung: Frank, Janine und Unterstützer
  • Scouts: Sie sollen die Gäste nach ihrer Anmeldung zu ihren Zelten/Zimmern begleiten und anfallende Fragen beantworten Uwe, Daniel, Micha, Peter, Marcus, Hannover, Ilse, Hanne Lore, Regina, Mike, Hasso
  • Orga – Büro
    - Büro: Corinna - Team muss noch ergänzt werden
    - Fahrdienstkoordination: Jürgen & Peter
    - Fahrer: Jürgen, Peter, Timo, Harald, Hanne-Lore, Stefan usw. nach Liste
    - Abreiseticket: Jürgen & Peter
    - Reisekostenerstattung: noch offen
  • Beschwerdestelle: Holger Blank, bestätigt (soll auf dem Plenum berichten)
  • Küche: Gesamtkoordination:  Catrin
    Unterstützung durch: Ilse, Micha, Hasso, Sisto und Hwayda (Gesundheitszeugnis Voraussetzung)
    Essensausgabe – Spätdienst (21.00 – 23.00 Uhr) Hasso und Micha, Waldbröl – in einer der Hütten.
    Der Getränkekühlschrank kommt ebenfalls in die Hütte
    Technik / Bühne – Technik Workshops (Flipcharts, Schreib-Malgeräte):
    - Mike, Jörn?, weitere Helfer herzlich willkommen
    - kleine Bethel-Bühne gewünscht, die Grüne Bühne macht störende Geräusche
  • Sanitäranlage / Dusche (Schließdienst): Hasso, Hannover, Micha, Waldbröl und Bernd, Nordhorn–
  • Waschmaschine – Regina, Wien
  • Ersthelfer: Rettungsmittel und Koffer kontrollieren und auffüllen. Zuständigke it: Catrin.
    - Alle Ersthelfer von 2017 haben für 2018 zugesagt (Liste siehe Archiv)
  • Betreuung von Hilfsbedürftigen:Bernd, Regina und Hannelore.
    - Bahnhöfe Diepholz und Nienburg wegen Aufzug checken!
  • Zelte: Evtl. 16 Stück werden durch das Torfwerk Dienstags aufgebaut.
    - Rasen wird vorher gemäht.
    - Donnerstag nach dem Camp erfolgt der Abbau, ebenfalls vom Torfwerk.
  • Dokumentation:
    - Keine Veranstaltung beginnt ohne Festlegung von Verantwortlichen für das Protokoll (können auch Fotos sein) Ggf. Protokollbogen einsetzen. - - Der Protokollbogen enthält Thema / Diskusionsstand der Veranstaltung / Vortrag und evtl. Materialbedarf.
    - Die Dokumentation ist nach Möglichkeit unmittelbar nach der Veranstaltung im Orga-Büro abzugeben. Referenten können gefragt werden, ob sie ihre Konzepte zur Verfügung stellen.
  • Übersetzungen: Programmteam muss definieren – was und wann übersetzt werden. Anforderung an das Orga-Team danach formulieren. Hilfe zur Konversation ---wer spricht eine Fremdsprache? - ermitteln.
    Zuständige: Aktuell zuständige Servicelotsen für Auskünfte können erkennbar für die Gäste sein.
  • Taschenlampen: Bei der Anmeldung sollen sog. 1,--€ Taschenlampen zur Wegleuchtung ausgegeben werden.

8.3. Programmstruktur

 Programm-Struktur 2018 - Planung

Wir wollen ein tägliches Plenum nach dem Frühstück ab 09:30 Uhr. Der Vormittag bleibt frei für das Plenum und alle Treffen, die sich vorrangig mit der Selbstvertretung Wohnungsloser befassen.
Motto des Treffens könnte sein: Wir verbessern die Welt – auf dem Weg zu einer Selbstvertretung!
Am Ankunftstag gibt es am Abend eine kurze Begrüssung aller Teilnehmenden sowie einen gemeinsamen Abend am Feuer. Die eigentliche Eröffnung erfolgt am Montag zum ersten Plenum. Wir wollen schon beim Frühstück mit Trommeln und persönlicher Einladung auf der Plenum aufmerksam machen und Menschen mitnehmen. Schwerpunkte sind das Willkommen für die Neueinsteiger, das Kennen lernen, das Vorstellen der bisherigen Erreichte und die bestehenden Gruppen.
Im Verlauf der Woche sollen die Bausteine

  • Gruppen und Beteiligte
  • Ressourcen
  • Botschaften
  • Struktur
  • Arbeits- und Zeitplan

bearbeitet werden.
Das Orga – Team (Frank, Janine, Jürgen, Stefan) und der ggf. dann schon gegründete Verein benötigen von der Versammlung eine Beauftragung zur Weiterarbeit.

Die Programmgruppe, bestehend aus Michael, Berlin; Hanne-Lore, Lüneburg; Jürgen, ANW; Ilse, Köln; Karsten, Mainz; Micha, Waldbröl; Stefan, Berlin; Frank, Freistatt vervollständigt die Programmplanung bis zum spätestens 20.04.2018 fertig, damit es abgestimmt und in die Broschüre und im Internet veröffentlicht werden kann.
(siehe auch Foto-Dokumentation)

9. sonstiges

Gemeinsam erstelltes Ergebnisprotokoll
Freistatt, 03.03.2018

aufgeschrieben von Stefan Schneider

Anlage 1

Aufruf: Aktuelle Kälte ist lebensgefährlich für obdachlose Menschen - ein Aufruf zur Hilfe

Die Selbstvertretung Vereinter Wohnungsloser
- möchte aufmerksam machen auf Menschen, die von der akuten Kältewelle bedroht sind und
- bittet darum, die Mitmenschen, die bedrohter Lage sind zu unterstützen und
- hat ein paar Anregungen erarbeitet, wie das konkret aussehen kann:
Wir brauchen keinen Alkohol & Mitleid. Wir brauchen Schlafsäcke, Zelte, Socken und warme Schuhe!
Etwas Warmes braucht der Mensch.
Obdachlose: Wer im Winter wegschaut lässt sterben!
Handwärmer aus der Apotheke retten Finger & und Körper!
Machen Sie die Augen auf!
Offene Kleiderständer können Wärme spenden!
Menschen sind Menschen: Seht hin, die Kälte kann töten. Bitte helft!
Wenn ich sehe ein Mensch friert wird mir auch eine Möglichkeit einfallen, eine Form von Wärme zu schenken!
Menschen brauchen Wärme!
Helfen - jetzt sofort!
Kälte ohne Hilfe ist Kälte ohne Wärme. Nur Kälte!
Ruft die 112, wenn ihr denkt, dass jemand hilflos ist!
Was hilft direkt? Wärme Suppe Mullbinden Hygieneartikel und die freundliche Nachfrage, ob jemand Hilfe möchte!
Lasst mal eure Hauseingänge aufgeschlossen!

Freistatt, 01.03.2018Aufgeschrieben auf dem Koordinierungstreffen der Selbstvertretung Vereinter Wohnungsloser vom 01.-04.03.2018 in Freistatt, Niedersachen von 30 akut wohnungslosen oder ehemals wohnungslosen Menschen aus Deutschland, Österreich und Kopenhagen und einigen Unterstützenden.
Schreiber: Norbert Brandt, Edewecht & Stefan Schneider, Berlin
siehe auch: https://wohnungslos.info/2018/03/aufruf-der-selbstvertretung-vereinigter-wohnungsloser-zur-winterhilfe/

Anlage 2:

Leserbrief zum Artikel in der Hannoverschen Allgemeinen vom 28.02.2018 zum Thema Obdachlosigkeit: SPD: Kirchen müssen mehr tun
von Werner Franke und Janina Spörecke

Wenn man bei 15 Grad minus draußen ist und wegen der Kälte auch alle öffentlichen Räume zum Energiesparen dichtgemacht wurden, dann ist „aktionistisches Angehen“ für dieses „ temporäre Problem“ das Einzige, was Leben rettet.
Die Folge eines fehlenden Kältebusses kann für die Obdachlosen der Tod sein, während der sozialpolitische Sprecher der SPD Ratsfraktion Hannover die Personalkosten für den Bus fürchtet.
Dass Obdachlose Menschen kein menschliches Recht auf eine Wohnung haben, sondern in einem Sonderghetto Miniappartements bekommen sollen, hilft ihnen vielleicht auf die Beine, grenzt sie aber dauerhaft aus der Gemeinschaft aus.
In einer Massenunterkunft für Obdachlose die Nacht verbringen zu müssen, heißt, kaum Schlaf zu finden: Geräusche, Gerüche, Kommen und Gehen, auf seine Sachen aufpassen zu müssen, Streit aus dem Wege zu gehen. Diesen Stress hält nicht jeder aus, insofern ist es auch keine „bewusste Entscheidung auf der Straße zu schlafen“ sondern pure Not.

Die Selbstvertretung Vereinter Wohnungsloser hat dagegen einige praktische Vorschläge zur akuten Hilfe.

Wir brauchen keinen Alkohol oder Mitleid – wir brauchen Schlaf­säcke, Zelte, Socken, und wärmende Schuhe.Etwas Warmes braucht der Mensch.
Wenn ihr im Winter bei Obdach­losen wegschaut, können dadurch Menschen sterben.
Hand­wärmer aus der Apotheke retten Finger und Körper.
Machen Sie die Augen auf.
Offene Klei­der­ständer können Wärme spenden.
Menschen sind Menschen. Seht hin, die Kälte kann töten! Bitte helft!
Wenn ich sehe, dass ein Mensch friert, wird mir auch eine Möglich­keit einfallen um eine Form von Wärme zu schenken.
Menschen brauchen Wärme.
Helfen – jetzt und sofort.
KÄLTE OHNE HILFE ist Kälte OHNE WÄRME. Nur Kälte.
Ruft die 112, wenn ihr bemerkt, dass jemand hilflos ist.
Fragt euch: Was hilft direkt?
… Wärme, Suppe, Mull­binden, Hygie­ne­ar­tikel; eine freund­liche Nachfrage, ob jemand Hilfe möchte.
Lasst doch einmal eure Haus­ein­gänge aufge­schlossen.
www.wohnungslosentreffen.de

 

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